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SEXarbeiterin

Ein durch Sexarbeit finanzierter Dokumentarfilm von Eckhard Geitz und Sobo Swobodnik

Sexarbeiterin Plakat Vorschau

Was ist Sexarbeit? Handelt es sich um eine Dienstleistung unter vielen oder um etwas Anstößiges, das man vielleicht sogar verbieten sollte? 

Die 30-jährige Informatikerin Lena Morgenroth hat für sich diese Frage nicht nur theoretisch beantwortet:
„Sexarbeiter_innen sind Menschen, die Mut beweisen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wir haben uns ganz offenbar unsere eigene Meinung gebildet. Wir haben uns gegen andere, aus unserer Sicht unattraktivere Alternativen entschieden. Unser Weg ist unkonventionell und gesellschaftlich wenig unterstützt.“

Lena Morgenroth bietet erotische Massagen, Tantramassagen und SM in Berlin an. Ihre Ziele sind klar: Sie will mehr und flexibler Zeit für sich selbst und Menschen, die ihr nahe stehen. Sie will selbständig arbeiten und sich in ihrer Tätigkeit immer wieder neu erfinden können. Sie genießt den direkten Kontakt zum Menschen und gefällt sich in der Rolle der Wünscheerfüllerin. 

In der gesellschaftlich polarisierten Debatte um Prostitution bezieht Lena Morgenroth eine klare Stellung. Sie lebt ein Leben, dass es nach Alice Schwarzer gar nicht geben dürfte. Ihre Sexarbeit passt nicht in das Bild, das in Schwarzers Appell gegen Prostitution gezeichnet wird. Sie ist nicht die fremdbestimmte, ausgebeutete, schutzbedürftige Frau, die man zu ihrem eigenen Wohl aus den Händen von Menschenhändlern befreien müsste. 

Lena Morgenroth ist die Protagonistin des 90-minütigen Dokumentarfilms SEXarbeiterin. Über den Zeitraum von drei Monaten werden die Filmemacher Eckhard Geitz und Sobo Swobodnik im Sommer 2014 die Protagonistin mit der Kamera begleiten. Sehr nahe war Swobodnik seinen Protagonisten bereits für die prämierten Kino-Dokumentationen Der Papst ist kein Jeansboy (Max-Ophüls-Preis 2012) und Unplugged Leben: Guaia Guaia: (Publikumspreis Filmfest München).

Swobodnik und Geitz versuchen Lena Morgenroths Leben hautnah festzuhalten. Wie sieht Lenas Alltag aus? Wie passen Job, Familie und Beziehung zusammen? Mit welchen Querelen hat sie sich in ihrem Beruf herumzuschlagen, an die man zunächst gar nicht denkt, wenn von Sexarbeit die Rede ist?
Welche Visionen für die Sexarbeit schweben ihr vor, welche Vorstellungen für ihr eigenes Leben und ihre Sexarbeit hat sie?

Für die Finanzierung von SEXarbeiterin beschreiten die Dokumentarfilmer Neuland. Nicht nur, dass sie den Film über Crowdfunding realisieren wollen – das ist inzwischen ein Trend. Als Gegenleistungen für finanzielle Unterstützung bieten sie selbst sexuelle Dienstleistungen an. Eckhard Geitz wird bei Männern höchstpersönlich Hand anlegen. Entgegen seiner sexuellen Orientierung hat er sich  entschieden, Handjobs und Analmassagen für Männer anzubieten. Er erhofft sich, sich dadurch gegenüber der Sexarbeit besser abgrenzen zu können.

Es geht den Filmemachern bei ihrer Dienstleistung nicht lediglich darum, Geld für den Film zu beschaffen. Die Angebote und das tatsächliche Erfüllen? der Klient_innenwünsche ist für Swobodnik und Geitz ein formal-künstlerischer Zugriff, um der Erfahrungswelt Sexarbeit näher zu kommen.

Ab Mitte Juli 2014 kann das Projekt SEXarbeiterin auf einer Crowdfunding Plattform für sechs Wochen unterstützt werden. Angestrebt wird der Betrag von 10.000€ für die Postproduktion des Films. Kommt der Betrag (oder mehr) zusammen, werden Incentives wie Filmplakate, DVDs, Einladung zur Teampremiere des Films und eben sexuelle Dienstleistungen ausgeschüttet.

SEXarbeiterin entsteht zu einer Zeit, in der europaweit über scharfe Reglementierung bis hin zur Abschaffung von Prostitution gestritten wird. Der Dokumentation liegt eine klare Positionierung zu Grunde: Sexarbeit ist Arbeit. Sie ist nicht anstößig, sie ist nicht kriminell und sie ist nicht per se gut oder schlecht für Frauen, Männer oder Transgender. Diejenigen, die sagen, uns ist an besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für Sexarbeiter_innen gelegen, sind zu unterstützen. Wer wie in Frankreich oder Schweden Sexarbeit kriminalisiert, erreicht nichts für eine bessere Lebens- und Arbeitswelt der in der Sexarbeit Tätigen. 

SEXarbeiterin ist keine objektive oder ausgewogene Dokumentation über das gesamte Spektrum der Sexarbeit, sondern die präzise und tiefenscharfe Beobachtung einer einzigen Protagonistin. Informiert und inspiriert durch die Erfahrung, für einen kurzen Zeitraum Kollegen der Sexdienstleisterin Lena Morgenroth zu sein, entsteht eine vielschichtige Innensicht und ein Porträt einer Sexarbeiterin das den Diskurs um Sexarbeit bereichern wird.